Anno ist quasi jedem ein Begriff. Dieser Klassiker der Strategie- und Managementspiele ist bereits in verschiedensten Versionen auf dem Markt. So ist es wenig verwunderlich, dass Republic of Pirates auf den ersten Blick genau daran erinnert. Im Grunde genommen kopiert es auch die bekannte Formel und verlegt es lediglich in die Zeit der Piraten in die Karibik. Mit Rum, Bordellen und Handelskompanien stechen wir in See und versuchen in diesem Spiel, eine eigene Piratensiedlung aufzubauen. So beginnen wir mit einem kurzen Tutorial, welches uns die Steuerung beibringt und enden mit einer eigenen Insel, auf der wir den Aufbau beginnen.
Wie bereits erwähnt, ist das Prinzip dem von Anno sehr ähnlich. Wir haben unser Kontor und beginnen dann die Siedlung rund um einen Marktplatz aufzubauen. Anders als bei Anno haben wir aber keinen Radius, der von einem Gebäude ausgehend ist, sondern die Reichweite berechnet sich über die Straßen. Wichtig hierbei zu wissen ist, dass nach einer gewissen Länge die Gebäude nicht mehr in Reichweite der Häuser liegen. Eine Taverne bringt einem Bewohner auch direkt neben an nichts, wenn die Straße einmal quer durch die Insel geht, bevor beide Gebäude sich berühren. Seitengassen gibt es hier also nicht.
Wie auch in anderen Spielen dieses Genres beginnen wir auch hier mit der Sicherung der Grundressourcen neben Holz, Fisch und Hanf. Durch die vorhandene Bevölkerung sichern wir uns auch gleichzeitig die Arbeitskraft, welche die Gebäude am Laufen hält. Erst wenn wir die Bedürfnisse der Piraten erfüllt haben, können wir die Häuser erweitern. Hierdurch erhalten wir in altbekannter Manier bessere Arbeitskräfte, die für weitere Herstellungsgebäude benötigt werden. Durch die komplexeren Ketten haben wir irgendwann die Möglichkeit, bessere Schiffe zu bauen um unsere Herrschaft über die Meere auszubauen. Schade ist, dass wir zu Beginn längere Zeit nur fünf Schiffe haben können – die Anzahl wird nämlich durch die maximal Anzahl an Kapitäne begrenzt.
Finanziert wird unsere Siedlung auch hier durch – Steuern. Ja, unsere Piraten zahlen Steuern und wirken damit doch eher wie ein kleiner eigener Staat, statt eine Piratensiedlung. Doch auch an anderer Stelle wirkt das Spiel etwas eingeengter, als andere Vertreter. Denn Republic of Pirates lässt uns andere Inseln erst besiedeln, wenn wir gewisse Missionsziele erreicht haben. Hier ist das große Vorbild offener und wir sind dort lediglich vom eigenen Fortschritt abhängig.
Ein bisschen Potential verschenkt das Spiel bei den Transportrouten – denn diese sind im gesamten Spiel nicht notwendig. Alle Waren landen in einem globalen Inventar und sind auf jeder Insel verfügbar. Für Hardcorespieler mag das durchaus schon ein Grund sein, das Spiel nicht anspruchsvoll zu finden. Vor allem geht hier in meinen Augen Tiefgang verloren, der dem Spiel gut getan hätte. Andersherum lässt sich der Casualspieler hier gut abholen und bekommt auch etwas geboten, ohne sich zu Tief in solche Mechaniken einarbeiten zu müssen. Insgesamt macht das Republic of Pirates entspannter, zumal man sich dann im Zweifel einfach auf das Gestalten der eigenen Insel konzentrieren kann.
Schreiten wir in der – knapp 10 Stündigen – Storykampagne voran, erhalten wir immer wieder kleine vertonte Erzählpassagen. Allerdings bekommen wir diese nur auf Englisch geliefert. Auch die Story ist jetzt keine weltbewegende emotionalergreifende Geschichte. Grob zusammengefasst spielen wir als Sohn eines Piraten, welcher zu Unrecht beschuldigt wird. Die Republik der Piraten, in welcher wir unterwegs sind, wurde durch die Gier dreier Anführer gespalten und wir legen uns nun mit eben diesen an. Doch was wäre das Piratenzeitalter, wenn nicht auch die Handelskomponien der Briten, Franzosen und Spanier mitmischen würden. Doch auch wieder anders als beim Vorbild: Die Gegner erscheinen nur militärisch, nicht mit eigenen Inseln. Hier hätte ich mir wieder mehr gewünscht; aber auch das mag eine eigene Meinung sein, die nicht für jeden zutrifft.
Ein weiterer Punkt, in dem das Spiel Potential verschenkt, ist die Diplomatie. Werden wir von Piraten überfallen, können wir befreundete Kompanien zur Hilfe rufen. Da wir aber beim Versenken von Piratenschiffen (zumindest aktuell noch) viel Ruf erhalten, haben wir die Kompanien eigentlich immer auf unserer Seite. Darüber hinaus können wir immer mal wieder eine Handelsanfrage stellen, bei dem uns eine zufällig ausgewählte Ressource angeboten wird. Für mich erschloss sich hier nicht wirklich der Sinn, diese Funktion zu nutzen.
Der Augenmerk liegt eindeutig auf den Aufbau und der Optimierung unserer Siedlung. Wirklich gefährlich wird uns dabei nichts. Eine wirkliche Langzeitmotivation kam bei mir im Spielverlauf leider nicht auf. Das mag nicht zuletzt auch daran liegen, dass es dem Spiel an eigenen innovativen Ideen mangelt. Auch dekorieren ist nicht so wirklich machbar. Die wenigen Dekoelemente müssen erst durch Missionen freigeschaltet werden. Das hemmt die Möglichkeiten.
Insgesamt bietet Republic of Pirates durchaus kurzweilige Unterhaltung. Leider mangelt es an manchen Punkten, die die Entwickler in Zukunft angehen sollten. Ansonsten ist deutlich spürbar, woher die Inspirationen stammen. Schade ist, dass viel Potential bei den Feinden verloren geht – da diese keine wirkliche Bedrohung darstellen, fallen sie auch kaum ins Gewicht. Lediglich im Piratenfeeling weiß das Spiel zu überzeugen. Bleibt spannend, wo die Entwicklung des Spieles hingeht. Aktuell könnte ich es nicht guten Gewissens empfehlen.









