Surviving Mars: Relaunched ist eine Neuinterpretation eines Spiels, das bereits 2018 eine treue Fangemeinde um sich scharen konnte. Die ursprüngliche Version kombinierte City-Builder-Mechaniken mit Survival-Elementen und einem charmanten Retro-Sci-Fi-Stil. Mit der neuen Fassung soll das Spiel nun modernisiert, erweitert und vor allem technisch generalüberholt werden. Die zentrale Frage lautet: Lohnt sich die Neuauflage — sowohl für Neueinsteiger als auch für Veteranen? Bereits damals hat mich das Spiel sehr lange und intensiv gefesselt, aber gelingt das auch jetzt wieder?
Ein frischer Start auf dem Roten Planeten
Schon die ersten Minuten in Relaunched vermitteln das Gefühl, dass man ein Spiel betritt, das seine Identität bewahrt, aber an den richtigen Stellen poliert wurde. Die Oberfläche wirkt klarer, Texturen schärfer, die Beleuchtung moderner und dynamischer. Sandstürme, Sonnenreflexe und die allgegenwärtige rote Staublandschaft kommen atmosphärischer rüber als früher. Obwohl das grafische Fundament nicht komplett neu gebaut wurde, fühlt es sich moderner an und bringt ein schönes Mittelding aus Nostalgie und zeitgemäßer Präsentation mit sich.
Auch das UI wurde deutlich überarbeitet. Es ist aufgeräumter, farblich harmonischer und für neue Spieler wesentlich leichter verständlich. Besonders bei einem Management-Spiel mit vielen ineinander greifenden Systemen ist ein übersichtliches Interface Gold wert. Man findet schneller, was man sucht, und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren: Die Kolonie soll überleben — und florieren.

Das Komplettpaket macht den Unterschied
Einer der wichtigsten Vorteile von Surviving Mars: Relaunched ist der Umfang. Das Spiel vereint das Hauptspiel und sämtliche DLCs sowie zahlreiche kleinere Content-Pakete in einem einzigen Paket. Für Spieler der alten Version, die jahrelang mit einem Flickenteppich aus Erweiterungen jongliert haben, ist das eine echte Erleichterung.
Viele der früheren Inhalte wurden nicht einfach übernommen, sondern auch technisch angepasst. Unterirdische Basen, Asteroidengebiete, Terraforming, Zugverbindungen, spezialisierte Dome — all diese Systeme greifen nun organischer ineinander. Einige Mechaniken, die früher sperrig oder fehleranfällig wirkten, wurden überarbeitet. Das merkt man spätestens, wenn Logistiknetzwerke, Servicegebäude oder Rover-Routen deutlich stabiler laufen als zuvor.
Dazu kommen neue Gebäude, neue Spezialisierungen und einige zusätzliche Komfortfunktionen. Es fühlt sich an wie eine „Definitive Edition“, die versucht, die besten Ideen der vergangenen Jahre nahtlos zu vereinen.

Neue strategische Tiefe: Politik auf dem Mars
Eine echte Neuerung gegenüber dem Original ist das politische System, das den späten Spielverlauf erweitern soll. Sobald die Kolonie größer wird, entsteht im Marsstaat ein Parlament, verschiedene Fraktionen bilden sich, Anforderungen und Konflikte tauchen auf. Man kann Gesetze erlassen, die wirtschaftliche und soziale Entwicklungen fördern oder hemmen — etwa Regelungen zur Geburtenrate, Arbeitsethik, Ressourcenverteilung oder Umweltmaßnahmen.
Die Idee ist hervorragend, denn viele City-Builder verlieren in der Endphase an Spannung. Surviving Mars: Relaunched versucht, diese Leere zu füllen, indem es die Kolonie politisiert. Gerade auf höheren Schwierigkeitsgraden bringt das zusätzliche Komplexität.
Allerdings wirkt das System in der Praxis manchmal etwas zahm. Einige Entscheidungen haben zu wenig unmittelbare spürbare Auswirkungen, und man wünscht sich mehr Kontrast zwischen den Fraktionen. Trotzdem ist es ein Schritt in die richtige Richtung und verleiht dem Spiel ein narratives Element, das vorher gefehlt hat.
Gameplay, das weiterhin herausfordernd bleibt
Der Kern des Spiels bleibt unverändert: Man landet auf dem Mars und versucht, unter extremen Bedingungen eine autarke Siedlung aufzubauen. Sauerstoff, Wasser, Strom, Nahrung, Arbeitskräfte, Bildung, Moral und später politische Stabilität — alles hängt voneinander ab.
Die Lernkurve ist flach genug, um Neueinsteiger nicht zu überfordern, aber steil genug, um dauerhaft zu fordern. Schon ein kleiner Fehler im Ressourcenmanagement kann gravierende Folgen haben. Eine falsch platzierte Leitung, ein unerwarteter Meteoritenhagel oder ein Stromausfall zur falschen Zeit kann die gesamte Infrastruktur vorübergehend lahmlegen.
Gerade das macht die Faszination aus: Jede Entscheidung zählt. Das Spiel zwingt dich, vorausschauend zu planen, resiliente Systeme aufzubauen und trotzdem flexibel zu bleiben. Surviving Mars war schon immer ein strategisches Puzzle, und Relaunched verschärft diese Mechanik an manchen Stellen, ohne sie unfair zu gestalten.

Verbesserte Logistik – ein Segen für große Kolonien
Ein großer Kritikpunkt vieler Veteranen war lange Zeit die Logistik. Drohnen konnten überfordert sein, Ressourcen blieben liegen, Transporte funktionierten manchmal nicht so, wie man wollte. Relaunched verbessert dieses System spürbar.
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Zugverbindungen arbeiten zuverlässiger.
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Drohnenhub-Netzwerke sind einfacher zu skalieren.
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Ressourcen transportieren sich insgesamt flüssiger.
Besonders in Riesen-Kolonien mit mehreren Kuppeln ist das eine massive Erleichterung. Es gibt weniger Mikromanagement, ohne dass man Kontrolle verliert.

Technische Verbesserungen – aber nicht perfekt
Die Neuauflage wirkt stabiler und flüssiger, allerdings nicht komplett fehlerfrei. In großen Kolonien kann es nach langen Spielsitzungen gelegentlich zu kleineren Unstimmigkeiten kommen. Manche alte Bugs sind verschwunden, einige neue sind aufgetaucht. Insgesamt ist der technische Zustand aber deutlich besser als bei früheren Versionen.
Die Konsolenversionen profitieren besonders von der Überarbeitung. Ladezeiten sind kürzer, Steuerung intuitiver, Stabilität höher.
Preis-Leistung: Der Knackpunkt der Relaunch-Version
Die meisten Diskussionen rund um Surviving Mars: Relaunched drehen sich nicht um Qualität — sondern um den Preis.
Spieler, die das Original inklusive DLCs bereits besitzen, müssen dennoch erneut zahlen. Für einige ist das nachvollziehbar, da die Version technisch und inhaltlich umfangreich überarbeitet wurde. Für andere wirkt es wie ein kostenpflichtiges Patch-Upgrade.
Wer das alte Spiel nicht kennt, bekommt hier jedoch ein sehr großes, modernes Gesamtpaket, das ohne Zusatzkäufe auskommt. Für Neueinsteiger ist das Preis-Leistungs-Verhältnis daher absolut solide.
Fazit: Lohnt sich Surviving Mars: Relaunched?
Ja — mit kleineren Einschränkungen.
Surviving Mars: Relaunched ist die beste Version des Spiels, die es je gab. Es ist umfassender, stabiler, moderner, atmosphärischer und zugänglicher. Die Überarbeitung wertet sowohl die Präsentation als auch die Mechaniken sinnvoll auf.
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Für Neulinge ist es eine klare Kaufempfehlung.
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Für Veteranen lohnt sich der Kauf vor allem dann, wenn sie Lust auf ein technisch verbessertes, rundes Komplettpaket haben — oder die neuen Spätspiel-Mechaniken erleben wollen. Oder wenn man noch nicht alle DLCs besitzt.
Wer allerdings erwartet, dass Relaunched ein völlig neues Spiel ist, wird enttäuscht. Es ist ein sehr gutes Remaster — kein radikaler Neustart.
Insgesamt bleibt Surviving Mars ein einzigartiger Mix aus City-Builder, Überlebenssimulation und Sci-Fi-Erzählung. Relaunched macht aus einem guten Spiel ein sehr gutes, und schafft die Grundlage für eine lange Zukunft auf dem Roten Planeten.


