Kaum ein Aspekt der Audiowiedergabequalität von Kopfhörern ist so essenziell wie der Bass. Gleichzeitig scheiden sich die Geister an der Beurteilung der Umsetzung in den verschiedenen am Markt erhältlichen Modellen: Viele Produkte bieten gefühlt zu wenig Bass, noch viel mehr blasen ihn künstlich zu einem übertriebenen und unauthentischen „Bum-bum“ auf; die goldene Mitte scheint schwer zu finden. Die OAE1 gehen einen besonderen Frequenz-Weg, um den Bass nicht übertrieben hör-, sondern eindrucksvoll spürbar zu machen.
Dr. Dre hatte recht. Natürlich – schließlich ist er Dre, einer der erfolgreichsten Musikproduzenten des Planeten. Wenn diese lebende Legende mit dem perfekten Gehör für Sounds und Welthits also erklärt, dass „die meisten Kopfhörer nicht im Stande sind, den Bass, die Details, die Dynamik eines im Studio perfekt abgemischten Sounds wiederzugeben und damit unterm Strich die Musik den Hörer nicht bewegen kann“, dann entspricht das der Realität auf dem Kopfhörer-Markt. Zumindest der des Jahres 2008, bevor Dr. Dre selbst mit den ersten Beats by Dr. Dre versuchte, diesen Zustand zu ändern. Die obige Aussage fand sich seinerzeit auf der Beats-Webseite. Dass jedoch selbst diese Kopfhörer und ihre unzähligen Nachfolgemodelle den von ihrem Namensgeber angeprangerten Missstand nicht nachhaltig beheben konnten, ist nur ein bisschen tragisch – schließlich waren und sind sie zumindest kommerziell äußerst erfolgreich.
Das somit ausschließlich klangtechnische Scheitern lag in der Art, wie die Beats – und viele andere Nachahmer – versuchten, mehr Bass in den Sound zu bekommen: Vereinfacht gesagt wurde der Frequenzbereich zwischen 80 Hz und 300 Hz massiv aufgeblasen, was schlicht zu einem lauteren Dröhnen bzw. zu dem von Kritikern spöttisch „Bum-Bum“ bezeichneten Sound führte. Lautes Dröhnen oder „Bum-Bum“ ist allerdings nicht das, was einen authentischen Bass ausmacht. Aber was ist es dann?
Tiefbass und Schalldruck für psychoakustisches Erleben
Etwa 15 Jahre vor der Vorstellung der erste Beats-Kopfhörer machte der junge Audioingenieur Axel Grell bei der Entwicklungsarbeit am HD 580 von Sennheiser eine merkwürdige Erfahrung: Beim Hören von Richard Strauss’ „Also sprach Zarathustra“ (op. 30, Bearbeitung für Orgel, Hans Georg Pflüger) mit einem sehr basslastigen Prototypen hatte er den Eindruck, der Boden unter seinen Füssen würde vibrieren – obwohl dies beim Hören mit Kopfhörern physikalisch unmöglich ist.
Die orange Fläche stellt den zusätzlichen Schalldruck der OAE1 über den gesamten Bassbereich dar
Irritiert behielt Grell diese Erfahrung zunächst für sich, da er sich das Erlebte rational nicht erklären konnte. Jahre später las er allerdings in einem Kopfhörerforum, dass andere Menschen ähnliche Erfahrung gemacht haben – und ihm wurde klar, dass es sich um einen tatsächlichen, psychoakustischen Effekt handelt: Starken Bass am Trommelfell verbindet das Gehirn mit der Erfahrung vibrierender Gegenstände und Bassempfinden im Körper. Wir wissen einfach, dass tiefe Töne auch mit Vibrationen verbunden sind. Dies kann man zum Beispiel bei einem Besuch eines Sinfoniekonzertes feststellen, wo schon bei relativ geringen Lautstärken Gestühl und Brustkorb vibrieren.
Für Grell ergab sich aus dieser Erkenntnis eine fundamentale Schlussfolgerung: Damit ein Kopfhörer den Bass so wiedergeben kann, dass er für den Hörer spürbar wird – und ihn wie von Dr. Dre gefordert buchstäblich bewegen kann –, muss er deutlich mehr Schalldruck erzeugen, um die fehlende Wahrnehmung über den Körper auszugleichen. Es ist ein deutlich größerer Tiefbassanteil vonnöten – wohlgemerkt nicht der dröhnende, bereits erwähnte „Bum-Bum“-Bass bei etwa 200 Hz, sondern echter Tiefbass unterhalb von 50 Hz.
Spürbarer Bass ohne Dröhnen: der OAE1 von Axel Grell
Die Ergebnisse dieser beiden Schlussfolgerungen finden sich in Axel Grells aktuellem Kopfhörer, dem OAE1: Dessen Frequenzganglinie folgt im Bereich oberhalb von etwa 600 Hz der Kurve von Ideallautsprechern in einer 30°-Position zum Hörer beinahe exakt und liegt unterhalb von 600 Hz gleichmäßig darüber. Dabei ist sie so austariert, dass sie Dröhnen im 200-Hz-Bereich vermeidet – stattdessen ist der Schalldruck gleichmäßig bis hinunter zu Frequenzen um die 20 Hz exakt in dem Maße erhöht, dass sich der beschriebene psychoakustische Effekt einstellt.
Der OAE1 bietet daneben noch weitere Innovationen, die das Gehörte erlebbarer, ja authentischer machen: So sind die beiden Biozellulose-Membranen des grell OAE1 nicht neben, sondern zum Gesicht hin, vor dem Ohr positioniert. Dadurch projizieren sie die Schallwellen so, als kämen sie von einer Quelle, die sich vor dem Nutzer befindet. Die ideale Positionierung von Lautsprechern ist eben nicht wie bei Kopfhörern notgedrungen oft üblich exakt 90° Grad rechts und links vom Hörer, sondern in einem 30°-Winkel vorne links und vorne rechts – entsprechend der optimalen Platzierung von Stereolautsprechern in einem Tonstudio. Dank der intelligent konstruierten offenen Ohrpolster und eines Edelstahlgewebes erreichen die OAE1 eine natürliche Diffusion des Klangs, ohne dass dieser durch große geschlossene Bereiche reflektiert wird, wodurch Verfärbungen durch Resonanzen wirkungsvoll vermieden werden. Und die grell-Technologie sorgt dafür, dass Nutzer Töne entsprechend ihrer individuellen Ohrgeometrie hören.
Von Dr. Dres Postulat über Axel Grells Erkenntnis hin zur Umsetzung dieser beiden Komponenten im OAE1 – es scheint, als hätte sich der langgehegte Wunsch vieler vom spürbaren Bass in Kopfhörern, von Musik, die bewegt, ohne zu dröhnen, endlich erfüllt: Zahlreiche Nutzer der ersten Stunde, die den OAE1 signature bereits seit seinem Erscheinen vor einigen Wochen ausprobieren konnten, berichten davon, dass sie den Bass mit diesen Kopfhörern „körperlich“ wahrnehmen. Und das dürfte nicht nur Dr. Dre ein zufriedenes Lächeln ins Gesicht zaubern.
Spürbarer Bass (und mehr) auch in zukünftigen Grell-Kopfhörern
Von der erfolgreichen Implementation spürbaren Basses ohne Dröhnen werden natürlich nicht nur die wenigen glücklichen Besitzer eines OAE1 signature profitieren – Axel Grells Team wird diese sowie die anderen beschriebenen Errungenschaften und Technologien auch in ausgewählte zukünftige Modelle integrieren; in Kombination mit der von Grell gewohnten Verarbeitungsqualität bedeutet das, dass in naher Zukunft weitere spannende und hochwertige Klangerlebnisse erwarten. Stay tuned …
Technische Daten des OAE1 signature:
Frequenzgang: 12 – 32.000 Hz (-3 dB), 06- 44.000 Hz (-10 dB)
Schallwandlerprinzip: dynamisch
Ohrankopplung: ohrumschließend
Klangcharakteristik: frontorientierte Lautheitsdiffusfeldentzerrung
Anpassung an die individuelle Hörkurve: Schallfeld-Ohrmuschel-Interaktion
Nennimpedanz: 38 Ω
Schalldruckpegel: 106 dB bei 1 kHz 1 VRMS
Max. Langzeit-Eingangsleistung nach IEC 60268-7: 500 mW
Klirrfaktor bei 1 kHz 100 dB: 0,05 %.
Gewicht ohne Kabel: 375 g
Spannkraft des Kopfbügels: 3,5 N
Kabel I: Doppelseitiges, silberumsponnenes: OFC-Kabel, 1,8 m (6 ft)
Anschlüsse Kopfhörerseite: 2,5 mm TRRS-Stecker
Anschluss an ein Gerät: 3,5 mm (1/8″) Stereo-Stecker
Aufschraubbarer Adapter: 1/8″ (3,5 mm) -> 1/4″ (6,3 mm)
Kabel II: Einseitig, silberbeschichtet: OFC-Kabel, 1,8 m (6 ft)
Anschluss Kopfhörerseite: 2,5 mm TRRS-Stecker
Anschluss an ein Gerät: 4,4 mm symmetrischer TRRRS-Stereostecker