Mit Dune: Awakening bringt Funcom eine ambitionierte Mischung aus Survival-Mechanik, MMO-Elementen und dem mystischen Flair des Dune-Universums auf den Markt. Doch es ist nicht einfach ein weiterer Survival-Titel – es ist eine eigenständige Interpretation eines klassischen Science-Fiction-Werks, die sowohl neue Akzente setzt als auch die Erwartungen von Dune-Fans auf die Probe stellt.
Die Handlung spielt in einer alternativen Realität, in der Paul Atreides nie existierte. Der Spieler übernimmt die Rolle eines Überlebenden, der in der lebensfeindlichen Wüste von Arrakis ums Überleben kämpft und gleichzeitig das politische Machtgefüge der Welt beeinflussen kann.
Atmosphäre und Spielwelt
Die Darstellung von Arrakis gehört zu den absoluten Höhepunkten des Spiels. Die Wüste lebt – im wahrsten Sinne des Wortes. Sandstürme ziehen über das Land, Schatten spenden lebensrettende Kühle, und überall lauert Gefahr in Form von Sandwürmern oder glühend heißem Terrain. Die Soundkulisse verstärkt das Gefühl der Isolation und der ständigen Bedrohung durch die Natur. Technisch basiert das Spiel auf der Unreal Engine 5, was sich in detailreichen Landschaften, realistischer Beleuchtung und flüssigen Animationen widerspiegelt.
Die Spielwelt ist riesig, organisch gestaltet und dennoch karg – was perfekt zur Thematik passt. Es gibt keine überladenen Städte oder blinkenden HUDs, sondern eine rohe, natürliche Umgebung, in der jede Ressource kostbar ist.
Survival-Mechaniken
Im Zentrum des Gameplays stehen klassische Survival-Elemente: Durst, Temperatur, Ressourcenknappheit und ständige Umweltgefahren. Wasser ist die wichtigste Ressource, die sowohl über das Überleben als auch den wirtschaftlichen Erfolg entscheidet. Spieler müssen klug haushalten, Vorräte sichern, Schatten suchen oder in der Nacht reisen, um der Hitze zu entkommen.
Das Spiel zwingt dazu, sich mit der Welt auseinanderzusetzen. Selbst scheinbar banale Entscheidungen wie der Zeitpunkt einer Reise oder der Standort eines Außenpostens können über Leben und Tod entscheiden. Besonders gelungen ist das Zusammenspiel zwischen Umweltbedingungen und Progression – wer besser vorbereitet ist, lebt länger und kommt schneller voran.
Bauen, Crafting und Ressourcenmanagement
Dune: Awakening bietet ein tiefgehendes Basenbausystem mit modularen Komponenten. Spieler können Schutzräume, Werkstätten, Verteidigungsanlagen und Fahrzeuge errichten. Das System ist umfangreich, aber intuitiv genug, um nicht zu überfordern. Ressourcen wie Spice, Metall oder Wasser sind überall in der Spielwelt verteilt – allerdings oft schwer zugänglich oder hart umkämpft.
Spice, das zentrale Element im Dune-Universum, ist auch im Spiel von enormer Bedeutung. Es kann abgebaut, verkauft oder konsumiert werden – letzteres verleiht dem Spieler Vorteile, birgt aber die Gefahr von Abhängigkeit. Dieser Mechanismus sorgt für interessante strategische Entscheidungen.
Das Crafting-System ist solide, aber im späteren Spielverlauf kann es repetitiv wirken – insbesondere für Solospieler, die nicht Teil eines aktiven Clans oder einer Gilde sind. Dennoch bleibt das Gefühl der Belohnung erhalten, wenn man einen funktionierenden Unterschlupf oder ein neues Fahrzeug fertigstellt.
Charakterentwicklung und Klassen
Spieler wählen nicht einfach einen Charakter, sondern entwickeln diesen durch Mentoren, Entscheidungen und Spielfortschritt weiter. Verschiedene Schulen wie Bene Gesserit, Mentaten oder Swordmaster bieten unterschiedliche Fähigkeiten und Spezialisierungen. Es gibt keine strikten Klassen, sondern ein flexibles System aus Talentbäumen, die individuell kombiniert werden können.
Dieser freie Ansatz erlaubt vielfältige Spielstile – vom Techniker bis zum Einzelkämpfer. Entscheidungen im Spiel – etwa welche Fraktion man unterstützt oder ob man sich durch Spice-Konsum verändert – haben Einfluss auf das Gameplay und die eigenen Möglichkeiten.
Fraktionen, Politik und Multiplayer-Komponente
In Dune: Awakening geht es nicht nur ums Überleben, sondern auch um Macht. Spieler können sich Fraktionen wie den Atreides oder Harkonnen anschließen oder ihren eigenen Weg gehen. Auf den Servern, auf denen bis zu 40 Spieler gleichzeitig aktiv sind, entstehen politische Allianzen, Intrigen und Machtkämpfe.
Ein Highlight ist das politische System über den Landsraad, bei dem Spieler über weltverändernde Gesetze abstimmen. Diese Abstimmungen wirken sich direkt auf das Spielgeschehen aus – etwa durch Handelsrestriktionen oder Waffenverbote. Diese Mechanik verleiht dem Multiplayer-Spiel eine zusätzliche Ebene der Tiefe und sorgt für Dynamik.
In der Deep-Desert-Zone entfalten sich PvP-Schlachten um Spice-Felder, bei denen Teamwork, Timing und Taktik entscheidend sind. Diese Events sorgen für Spannung und fordern auch erfahrene Spieler heraus.
Kampfsystem
Das Kampfsystem ist solide, aber nicht perfekt. Fernkampfwaffen fühlen sich zuverlässig an, während der Nahkampf als schwächster Aspekt gilt. Treffer wirken häufig schwerfällig, Animationen verzögern sich, und das Treffer-Feedback ist nicht immer klar. Eine besondere Herausforderung sind die Schilde, die dazu zwingen, zwischen Nah- und Fernkampf zu wechseln – was grundsätzlich interessant, aber in der Praxis noch unausgewogen ist.
Hier besteht noch Verbesserungsbedarf – insbesondere im PvP, wo die Balance entscheidend für den Spielspaß ist.
Technische Stabilität und Spielerlebnis
Technisch zeigt sich Dune: Awakening in erstaunlich stabiler Verfassung. Die Server laufen größtenteils zuverlässig, Ladezeiten sind kurz, und die Framerate bleibt konstant – auch bei größeren Auseinandersetzungen. Nur gelegentlich kommt es zu Clipping-Problemen oder Terrain-Pop-ins.
Ein Kritikpunkt ist das Respawn-System: Spieler können nach dem Tod weit entfernt von ihrer Basis wieder auftauchen – teils ohne Ausrüstung. Ohne vorherige Markierungspunkte kann das extrem frustrierend sein.
Fazit
Dune: Awakening ist eine mutige und größtenteils gelungene Interpretation des Dune-Universums in einem modernen Survival-Framework. Die Atmosphäre ist einzigartig, das Survival-System herausfordernd, die politische Komponente vielversprechend.
Wer das klassische MMO sucht, könnte enttäuscht werden – hier geht es nicht um ständiges Kämpfen oder Leveln, sondern ums Überleben, Planen, Bauen und Entscheiden. Für Fans von Dune, Conan Exiles oder genreoffene Spieler ist Dune: Awakening eine Reise wert – mit Sand in den Schuhen, aber auch mit großem Potenzial.

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