Wenn man an klassische Survival Horror Games denkt, kommen einem eigentlich die beiden großen Franchise wie Resident Evil oder Silent Hill in den Sinn, welche das Genre seit mehreren Jahrzehnten dominieren und immer als Referent herangezogen werden. Post Trauma von Red Soul Games hat offensichtlich genau die Ursprünge der zuvor genannten Franchise als Vorbild.
Auf geht’s auf einen Trip durch eine Welt, die scheinbar nur ihren eigenen Gesetzen folgt
Achtung mögliche Spoiler! Das eine oder andere kann auf Bildern zu sehen sein, ihr wurdet also gewarnt.
Eine am Boden kauernde Person, eine Waffe und die Aufforderung abzufeuern… uns bleibt allerdings keine andere Wahl (auch nach längerem Warten) als abzudrücken… ein Achievement verrät mir, dass der Prolog abgeschlossen ist… Was da gerade passiert ist… keine Ahnung, aber das werden wir vermutlich des Öfteren erleben.
Ein U-Bahnwagon, flackerndes Licht und Roman, unser Hauptcharakter. Er ist jetzt kein klassischer Actionheld, sondern ein einfacher Mann im gesetzten Alter, der vermutlich kurz vor seiner Rente steht. Graues Haar, ein paar Kilo zu viel auf den Rippen, ein wenig unbeholfenes Auftreten und ein verängstigter Gesichtsausdruck lassen ihn auf jeden Fall nicht nach einer perfekten Kampfmaschine aussehen, sondern nach einem einfachen Mann, der scheinbar einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort war.
Wir erwachen in einem U-Bahnwagon, allein und völlig ahnungslos. Eine verschlossene Tür versperrt uns den Weg, jedoch fehlt uns ein Teil des Zahlenschlosses und die Zahl selbst kennen wir ebenfalls nicht. Wir machen uns auf den Weg und suchen nach Hinweisen, die uns aus dieser Lage helfen können. Beim Betrachten der Umgebung finden wir Symbole und durch weitere Hinweise auf den U-Bahnplänen lassen sich durch ein wenig logische Kombination ein Zahlencode ermitteln. Jetzt fehlt uns noch ein Teil des Schlosses, welches wir in den Händen einer Schaufensterpuppe finden.
Die Rätsel, mit denen wir es in Post Trauma zu tun bekommen, um weiter zu kommen gehören in die Kategorie: “Machbar, wenn man die Augen aufhält”. Für jedes Rätsel gibt es in der Umgebung Hinweise zur Lösung führen… manchmal offensichtlich, manches Mal hinter einem weiteren, kleineren Rätsel versteckt. Aber ALLE, ohne Spoiler lösbar, relativ zum Ende hat es einmal ein wenig länger gedauert und war auf den ersten Blick nicht ganz so logisch wie die Anderen vorher.
Auf unserem Weg durch unser inneres Trauma (ich interpretiere es mal so) treffen wir vereinzelt auf Gegner, die scheinbar menschlichen Ursprung sind, durch Mutationen aber nicht mehr viel mit ihrem ursprünglichen Selbst zu tun haben. Bis auf 3 Bossgegner sind unsere Widersacher nicht sehr anspruchsvoll und können auch auf der höheren Schwierigkeitsstufe mit der passenden Technik einfach besiegt werden.
Bei den Bossen ist ein wenig mehr Obacht geboten und mit der entsprechenden Technik oder Mechanik sind auch die Gegner schnell besiegt.
Zum Besiegen der Gegner stehen Roman verschiedene Nah- und Fernkampfwaffen zur Verfügung. Einen Hammer bekommen wir relativ schnell in die Finger, mit dessen Hilfe wir die seltsamen Wesen dieser skurrilen Welt aus dem Leben klatschen. Später kommen noch eine Pistole, eine Schrotflinte und einen zerbrochenen Speer, der als eine Art Schwert genutzt wird. Mit der Munition ist Post Trauma aber genauso sparsam wie andere Survival Games, schätzt euch also glücklich, wenn ihr mal über zwei bis drei Patronen stolpert. Auch ist die Art der gefundenen Munition nicht immer dieselbe, so kann Pistolenmunition bei einem Neuladen des Spiels nach Romans Ableben oder einem zweiten Run an derselben Stelle Schrott liegen. Nichts ist also im vorne herein zu 100 % festgeschrieben, bis auf die Position, wo es etwas zu finden gibt, aber halt nicht was (das wird durch andere Faktoren bestimmt und ist vielleicht sogar steuerbar 😉 )
Die Kämpfe mit den kleinen Gegnern sind relativ unspektakulär: Schlagen, ausweichen, schlagen, ausweichen oder halt Schießen und Nachladen, wenn man über den Luxus von Munition verfügt. Einen Auto-Aim gibt es dabei nicht und die Schläge, wie auch Schüsse gehen in Blickrichtung, daher immer aufpassen in welche Richtung das Blei beschleunigt wird.
Schwer oder leicht, ihr habt die Wahl
Beim Schwierigkeitsgrad ist Post Trauma sehr klassisch unterwegs.
- Leicht: Roman teilt mehr Schaden aus und kann mehr einstecken. Mehr Munition. Speichern so oft man möchte.
- Schwer: Gegner sind stärker und hauen Roman schneller aus den Latschen als man Sinneskriese sagen kann. Weniger Munition und zum Speichern werden Tonbänder benötigt, die es zu finden gilt.
Fokus auf Atmosphäre und Rätsel, weniger auf Kämpfe
Post Trauma setzt den Fokus auf die Rätsel und weniger auf die Survival Elemente. Soll nicht heißen, dass es nicht darum geht zu überleben, aber die Anzahl der Gegner, die euch daran hindern möchte, ist eher gering. Ich will jetzt nicht zu sehr Spoilern, aber wenn ich schätzen sollte, würde ich es nicht mal auf 20 Gegner beziffern. Unterm Strich kann man sagen, dass die Kämpfe mit Abstand das schwächste Element des Games sind, aber mit dem Fokus auf die Rätsel ist es ok und für den konstanten Nervenitzel, dass hinter jeder Ecke ein Gegner lauern KÖNNTE haben auch die eine Daseinsberechtigung.
Neben Roman bekommen wir es noch mit 2 weiteren spielbaren Charakteren zu tun, mit der wir uns durch das Spiel bewegen, diese verhältnismäßig kurzen Abschnitte sind entweder als eigenständiger Abschnitt im Spiel oder in der Finalen Phase auch als Zusammenspiel zweier Charaktere ausgelegt.
Das Spiel ist nach dem Prolog, wenn man das übehaupt als solchen titulieren darf in 5 Akte unterteilt und nimmt zeitlich etwa 5 Stunden in Anspruch. Bei einem erneuten Run wird es um einiges schneller gehen, da die Suche nach den Hinweisen die meiste Zeit in Anspruch nimmt.
Story, Hintergrund?… Was ist da los?
Es wurde bisher schon so einiges erzählt, aber manch einer wundert sich, warum noch nix über die Story gesagt wurde… Das liegt unter Umständen daran, dass mir selbst nach Beendigung des Games nicht ganz klar ist, was ich da gerade erleben durfte.
Befindet sich Roman in einem Traum oder im Koma nach einem Unfall? Ist er vielleicht gestorben und befindet sich auf dem Weg ins Jenseits… und wenn, ist es Himmel, Hölle oder etwas dazwischen. Was wir erfahren ist, dass diese unwirkliche Welt etwas mit einem Vorfall zu tun hat, den Roman verschuldet haben soll. Viele Hinweise bezüglich Schuld, Vergebung oder Reue… aber keine Details und viel Spielraum für Interpretation und Spekulation.
Grafisch erinnert Post Trauma sehr stark an Tormented Soul und Silent Hill und auch die Kameraführung ist ebenfalls sehr stark an diese beiden Titel angelegt. Anders als in den ursprünglichen Resident Evil Teilen ist die Kamera in Post Trauma nicht grundlegend fest, lässt sich aber nicht frei steuern und orientiert sich festen Punkten oder Blickwinkeln. Die Möglichkeit, sich frei umzusehen, ist erheblich eingeschränkt und verschiebt die Kamera nur um ein paar wenige Grade, was eher wenig hilfreich ist. Der dadurch entstehende Eindruck des “immer unter Beobachtung stehen” hat Ende der 90er und den frühen 00er schon gut funktioniert und erfüllt auch heute noch seinen Zweck. Der Nachteil ist hingegen, dass Gegner, die sich so im Toten Winkel befinden, schwerer zu bekämpfen sind.
Beim Design der Charaktere und der Level dürft ihr kein Meisterwerk nach aktueller Technik erwarten, spiegelt aber die beklemmende und düstere Atmosphäre wider und genau das ist der Punkt, den Post Trauma gut vermittelt und interessant macht. Viel Farbe dürft ihr demnach nicht erwarten und genau wie die Stimmung ist sie grau und trübe. Die Umgebung bietet aber reichlich Details, die zum Lösen der Rätsel erforderlich sind.
Ganz ohne Bugs kommt das Spiel leider nicht aus. Grafisch kommt es zu flackernden Elementen in den Zwischensequenzen wie Kleidung oder der charakteristische Bart unseres Protagonisten Roman, der ein Eigenleben entwickelt. An manch einer Stelle lassen sich flache Strukturen wie Kisten oder auch Geländer besteigen, was zum festhängen der Spielfiguren führen kann. Mit ein wenig Bewegung in verschiedene Richtungen ließ sich das Problem nach ein paar Sekunden aber lösen.
Post Trauma ist für Playstation 4, Playstation 5, Xbox One, Xbox Series und PC für etwas 15€ verfügbar.







