Was tun wenn man Opfer wird und sehr private Aufnahmen im Netz landen?

Die Netflix-Serie The Most Hated Man on the Internet (Der meistgehasste Mann im Internet) erregte dieses Jahr viel Aufmerksamkeit. Die Dokumentation erzählt die Geschichte von Hunter Moore – dem umstrittenen Gründer der pornografischen Website Is Anyone Up. Die Plattform bot gestohlene und gehackte Bilder an, sogenannte Rachepornos – ein Phänomen, das immer häufiger wird. Zwar liegen keine genauen Zahlen vor, doch laut einer Umfrage von Plan International haben allein in Deutschland 70 Prozent der Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren bereits digitale Gewalt erlebt. ExpressVPN, Dienstleister für Datensicherheit und Privatsphäre, informiert im Folgenden über das Thema und gibt Betroffenen Tipps, wie sie sich schützen und zur Wehr setzen können.

Was sind Rachepornos?
Als Racheporno beziehungsweise nicht einvernehmliche Pornografie oder bildbasierte sexuelle Gewalt, wird das Teilen von Inhalten mit nackten, teilweise nackten oder sexuell eindeutigen Abbildungen ohne die Erlaubnis der Person auf dem Foto oder Video bezeichnet. Rachepornos zielen in erster Linie darauf ab, die Opfer in Verlegenheit zu bringen oder ihr Ansehen zu beschädigen. Wie der Begriff bereits andeutet, sind in der Regel Rachemotive der Antrieb – insbesondere bei weiblichen Opfern. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Tätern um ehemalige Partner, die sensible Inhalte mit dem Ziel teilen, das Opfer zum Beispiel für das Beenden der Beziehung zu „bestrafen“. Nach Paragraph 201a (Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs und von Persönlichkeitsrechten durch Bildaufnahmen) des Strafgesetzbuches können Rachepornos zwar geahndet werden, sie gelten in Deutschland allerdings nicht als Sexualstraftat.

Wie kommen Täter an die Inhalte?
Gerade während der Corona-Pandemie, also in Zeiten von Social Distancing, erlebten Nacktfotos einen regelrechten Boom. Das zeigen Daten der Digitalagentur Khoros. Doch obwohl die meisten Rachepornofälle von einem ehemals vertrauten Partner ausgehen, ist es nicht immer ein verärgerter Ex, der explizite Bilder online verbreitet.

Wie bei großen Racheporno-Skandalen zu beobachten ist, hacken Cyberkriminelle unter Umständen absichtlich Geräte, die sensible Bilder enthalten, und veröffentlichen sie massenweise. Die eingangs erwähnte Racheporno-Website Is Anyone Up ist ein Paradebeispiel dafür. Einige Kriminelle versuchen sogar, über Malware oder durch das Hacken von Smarthome-Geräten im Haus des Opfers – beispielsweise Sicherheitskameras, Webcams oder Babyphone – an nicht einvernehmliche Pornografie zu gelangen. Knapp 43 Prozent der Opfer von bildbasiertem Missbrauch berichten, dass ihre Geräte oder Konten gehackt wurden.

Vier Schritte, die Opfer von Rachepornos unternehmen können
Jeder hat das Recht zu handeln, wenn intime Bilder oder Videos ohne die eigene Zustimmung verbreitet werden – auch wenn die ursprüngliche Erstellung einvernehmlich war. Das sind die Schritte, die Betroffenen einleiten können, wenn private Fotos ohne ihre Zustimmung online verbreitet werden:

1. Beweise sammeln
   Screenshots von Websites oder Social-Media-Plattformen, auf denen die Bilder oder Videos zu sehen sind, können helfen, den Fall weiter zu verfolgen. Dazu gehört auch die Dokumentation aller Takedown-Anträge und aller Gespräche, die mit dem mutmaßlichen Täter geführt werden.
2. Entfernung beantragen
   Der schnellste Weg, die Entfernung von Fotos oder Videos zu erwirken, besteht darin, sich direkt an die Website zu wenden, die die Inhalte bereitstellt. Betroffene kontaktieren am besten den Betreiber der Seite über das Kontaktformular und bitten darum, den Inhalt zu entfernen. Social-Media-Websites wie Facebook, Instagram, Reddit, Tumblr, Twitter, TikTok, Snapchat und YouTube haften zwar nicht für nutzergenerierte Inhalte, erlauben aber auch keine Rachepornos. Private Bilder und Videos, die ohne das Einverständnis der Betroffenen auf diesen Plattformen hochgeladen werden, können gemeldet und gesperrt werden. Es ist auch möglich, Racheporno-Inhalte aus bestimmten Suchmaschinen wie Google und Bing entfernen lassen. Dafür gibt es entsprechende Formulare. Die Bilder werden dann aus den Suchmaschinenergebnissen entfernt, nicht aber von der Website, auf der sie gehostet werden.
3. Die Strafverfolgungsbehörden kontaktieren
   Sobald die erforderlichen Beweise vorliegen, sollten sich Betroffene an die örtlichen Strafverfolgungsbehörden wenden – zum Beispiel die Polizei oder einen Anwalt. Mit dieser Unterstützung können sie durchsetzen, dass die nicht einvernehmlich erstellten Inhalte entfernt und vernichtet werden – und dass der mutmaßliche Täter zur Verantwortung gezogen wird.
4. Unterstützung in Anspruch nehmen
   Der Versuch, die Weitergabe von nicht einvernehmlicher Pornographie zu unterbinden, kann genauso traumatisch sein wie die Tat selbst. Die Kontaktaufnahme mit einem Krisentelefon oder die Suche nach einem Therapeuten, der auf sexuelle Traumata spezialisiert ist, kann helfen, diese zu bewältigen. Außerdem unterstützen Hilfestellen wie Bff Frauen gegen Gewalt e.V. Opfer von bildbasierter sexueller Gewalt.